Wo ist Familie Blanc?
Zu Beginn unserer Boulespielerei, anfangs der neunziger Jahre, hatten wir zwar eine ungefähre Ahnung davon - oder glaubten es zumindest - wie man die Kugeln zu werfen hätte, um sich vor den alten Hasen der Szene nicht allzu sehr zu blamieren. Jedoch waren uns die Gepflogenheiten eines großen Turniers noch nicht besonders vertraut.
Eines Tages hatten wir uns nun zu einem wichtigen nationalen Turnier gemeldet. Es waren, so glaube ich mich erinnern zu können, die Quali’s zur Deutschen Meisterschaft.
Nicht, daß wir uns große Chancen ausrechneten, es ging nur um die spannende Aussicht, sich mit den Großen unseres Sports messen zu können.
Am Spielort angekommen, staunten wir nicht schlecht über die immense Zahl der Teilnehmer und den Umstand, daß für die Auswertung der Ergebnisse eigens ein Computer bereitgestellt war. Nachdem die Auslosung der ersten Spielrunde beendet war, wurden die Paarungen namentlich an einem großen Tableau ausgehängt. Das Gedränge vor diesem Aushang war groß, und so wackelte unser „Teamchef“ alleine los, um die Namen unserer Gegner ausfindig zu machen. Der Rest der Mannschaft führte sich derweil konzentrationsfördernde Substanzen in Form von Weizenbier zu.
Nach einiger Zeit kam der Teamchef freudestrahlend wieder zurück, mit der Nachricht, er habe die Namen unserer Gegner in Erfahrung gebracht. Es müsse sich um eine Familie handeln, da alle den gleichen Namen besäßen. Eine gewisse Familie Blanc. Jeder Teilnehmer hatte zu Beginn von der Turnierleitung einen Anstecker erhalten, auf dem sein Name vermerkt war, und so dachten wir, es sei ein leichtes, die Blancs zu finden. Wir suchten und suchten, ohne Erfolg. Mittlerweile hatten viele Partien bereits begonnen und immer weniger Spieler standen noch außerhalb der Spielfelder herum. Keiner von diesen trug einen Anstecker mit dem gesuchten Namen. In unserer Not wandten wir uns schließlich an die Turnierleitung mit der Bitte um Hilfe. Dort wurde uns erklärt, daß es sich bei dem Wort Blanc keinesfalls um einen Namen handle, vielmehr sei es - die in erfahrenen Boulerkreisen wohlbekannte – Bezeichnung für ein Freilos.
Wir hätten lange suchen können.
Von Fritz Maysenhölder
Der Neckarwurf
Jeder kennt das: es gibt gute Tage, da gelingt alles, und es gibt die anderen Tage. Von einem solchen soll jetzt die Rede sein.
Es ist schon ein paar Jahre her, da hatte sich ein kleiner Kreis Boulefreunde zusammengefunden und ging daran sein erstes Turnier auszurichten. Es war in einem kleinen Städtchen südlich von Tübingen mit eßbarem Namen, ja – Sulz am Neckar, und wir fuhren dorthin, um diesen Frischlingen etwas von der hohen Kunst des Boulespiels zu zeigen. Leichtes Spiel – großer Pokal, so war unsere Devise. Das Spielgelände war direkt am Ufer des Neckar gelegen und wenn man zur Toilette wollte, so mußte man einen ziemlich weiten Weg durch den an diesem Ufer sich erstreckenden Park zurücklegen. Dort angekommen fand man sich vor einem schnuckligen, runden Häuschen wieder, das sich mit seinem spitzen Ziegeldach unter den riesigen Kastanienbäumen des Parks fast zu verstecken schien. Nebenbei war ein kleiner Kiosk mit ein paar wackligen Plastiktischen und Stühlen, die von einem verschrumpelt aussehenden Mann mit Kapitänsmütze und südländischer Herkunft bedient wurden. Was das zur Sache tut ? Nichts, aber es war ein richtiges Idyll, und ist es noch – fahrt mal hin.
Zurück zum Geschehen. Das Turnier hatte begonnen und wir standen in unserem ersten Spiel. Nichts wollte gelingen und überhaupt war das Licht sehr schlecht. Die Gegner nutzten ihren Heimvorteil geradezu schamlos aus und der Boden war eine reine Zumutung. Die Kugeln rollten hin wo sie wollten, nur nicht an die Sau und beim Schießen trafen wir nur die Eigenen – wenn überhaupt. Ein Mitspieler hatte sträflicherweise die falsche Unterwäsche angezogen ein anderer schlecht aufgebrühten Kaffee zu sich genommen. So konnten wir einfach nicht gewinnen!
Einen Mitspieler, sein Name ist mir gerade entfallen, traf es besonders schlimm. Bei vielen seiner Würfe sprangen bösartige Steinchen vor seine Kugel und lenkten sie arglistig vom vorhergesehenen Weg ab oder es kamen plötzliche Windböen auf, die aus einem todsicheren Schuß auf die Gegnerkugel ein Fiasko in den Reihen der eigenen Kugeln anrichteten. Irgendwann war er mit seinen Nerven am Ende, er warf seinen Kugelabwischlappen mit Macht zu Boden, stampfte auf dem Spielfeld umher und brüllte: „Mir langt’s jetzt, i schmeiß’ glei’ meine Kugeln in Nekr!„
Worauf ein Mitspieler resignierend sagte: „Du triffschd heit’ net amol den“.
Von Fritz Maysenhölder
Wissenswertes über Pastis
oder: warum wird er mit Wasser trüb?
Was dem einen sein wohlverdientes Viertele Trollinger nach Feierabend, ist dem Bouler ein Pastis nach einem anstrengenden Spielchen.
Man nehme ein geeignetes Glas, fülle ca. 2 centiliter Pastis hinein, sodann die etwa fünffache Menge kaltes Wasser nebst ein paar Eiswürfeln - und - plötzlich wird das Ganze milchigtrüb. Wie kommt das ?
Um dieses kleine Wunder zu klären, schauen wir uns mal den besagten Pastis genauer an.
Er besteht normalerweise aus 54,8 Prozent Wasser, 45 Prozent Alkohol (Paschtisch), und 0,2 Prozent des aromatischen Öls Anethol, der eigentlichen Anissubstanz. Sie läßt sich problemlos mit Alkohol mischen, eine Alkohol-Wasser-Mischung funktioniert aber nur, wenn der Alkoholgehalt hoch ist, so wie in der Flasche. Fügt man dem Pastis weiteres Wasser hinzu, sondert sich das Anethol ab und bildet eine Emulsion, indem es sich in winzigen, wohlschmeckenden Kügelchen von ca. einem tausendstel Millimeter Durchmesser anordnet. Das sichtbare Licht wird an diesen Kügelchen gestreut und macht den Schnaps undurchsichtig. Bei steigenden Temperaturen wird die Trübung des Pastis allerdings wieder geringer, da die Anetholkügelchen durch die Wärme wieder wachsen, wodurch das Licht weniger gestreut wird.
Wir sehen wieder einmal: Wirkung Ursache, klein groß . Oder so.
Von Fritz Maysenhölder
Warum Boule?
Mitglied bin ich schon 40 Jahre – da männlich.
Mitglied bin ich 27 Jahre lang – in einem Volleyballverein.
Mitglied bei der PSG bin ich seit Juni 2004 – warum, das erkläre ich hier.
Älter wird der Körper, die Spannkraft läßt nach.
Frust macht sich breit, die Jugend rückt nach.
Die Leistung zu halten gelingt kaum noch mehr,
die Knochen tun weh, ok – Ersatz muß her.
Doch was kann ersetzen den geliebten Sport?
Kann es ihn geben, einen ähnlichen Ort?
Von Zweifeln geplagt, ob die Entscheidung richtig,
mach ich mich auf – und auf der Haine wichtig.
Gewohnt bin ich es ja, als Spieler, Trainer und Funktionär.
Dem Einen gefällt’s, dem Anderen nicht so sehr.
Neugierig, warmherzig und auch mißtrauisch beäugt,
steh’ ich auf der Bahn über die Kugeln gebeugt.
Von Leichtigkeit kann überhaupt nicht die Rede sein,
die spielen alle so gut – mann, fühl’ ich mich klein.
Doch Eines wird mir auch schnell ganz klar:
nicht jeder hier oben ist ein Superstar.
Durch diese Erkenntnis vom Ehrgeiz gepackt,
wird Dienstags und Donnerstags der Rucksack geschnappt.
Stets freundlich begrüßt und gleich mit im Spiel,
um richtig Spaß zu haben braucht’s tatsächlich nicht viel.
Und siehe da, schon nach ganz kurzer Zeit,
weiß ich nun wenigstens über die Begriffe bescheid.
Casquette, Careaux, Devant und Milleur
entlockten mir bis dahin ein devotes- Oje!
Jetzt, da ich ausgestattet mit soviel Ahnung,
geht’s weiter mit der Karriereplanung.
Turniere zu spielen, das ist das Ziel,
Erfahrungen sammeln, sonst will ich nicht viel.
Ermutigt durch den Zuspruch einiger Spieler
und Mini-Erfolge im internen Vergleich,
fahr’ ich zu Tete- Quali nach Rastatt sogleich.
Beeindruckend allein schon der äußere Rahmen,
über 200 Spieler – viele davon mit Rang und Namen.
Vom Volleyball her den Wettkampf gewohnt,
wird Nervosität ignoriert und nur Einer „geschont“.
Pool 1, Pool 2, danach die Cadrage -
Die Niederlage hier seh’ ich überhaupt nicht eng,
was will ich denn jetzt schon auf 'ner DM?
Stolz wie Oskar kehr’ ich in die Heimat zurück,
mit dem Bewußtsein – das war nicht nur Glück.
Doch dann passiert das, was häufig passiert,
wenn man zuviel Lob und Applaus kassiert.
Erfolge stellten sich keine mehr ein,
und plötzlich war ich wieder ganz mini-klein.
Schön jedoch die Erfahrung die ich dann hab’ gemacht:
überhaupt niemand hat darüber gelacht!
Im Gegenteil, sie alle halfen und hielten zu mir:
„Uns ging es schon ganz genauso wie dir
Denk nicht daran und spiel’ einfach weiter,
dann geht’s auch wieder hoch auf der Leiter.“
Durch Zuspruch und Tips ganz neu motiviert,
hab’ ich mich noch mehr für den verein interessiert.
Sogleich folgten Vorschläge noch und nöcher,
man will sich ja einbringen, nicht nur durch „Löcher“.
Ein verein lebt schließlich nicht allein nur vom Nehmen,
sondern vor Allem durch Altes und Neues, vom Mischen und Geben.
Solche Erkenntnisse sind freilich nicht neu,
doch letztendlichen trennen diese Weizen von Spreu.
Eines jedoch, das müßt Ihr noch wissen,
will und kann ich auf keinen Fall missen:
Das Klack-Klack der Kugeln bei einem Treffer,
ist das Salz in der Suppe und zugleich auch der Pfeffer.
Bei Wind und bei Wetter und bis spät in die Nacht,
spielt man das Spiel und viel wird gelacht.
Die Faszination läßt sich erklären nur schwer,
außerdem hab’ ich dafür auch keinen Platz jetzt mehr.
Schaut einfach vorbei und macht Euch selbst ein Bild,
die Meute hier oben ist gar nicht so wild.
Ein Spieler brachte es kürzlich auf den Punkt, weil:
„Boule ist einfach geil“.
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Von Ralf Knörzer